Karnevalsgesellschaft Schladern 1900 e.V.    "Karneval wie et es un wie er wohr seit 111 Johr"

Chronik zu 111 jährigen Jubiläum der KG Schladern 1900 e.V.
im Jahr 2010 geschrieben von Heinz Setzer

 

Für einen Karnevalsverein ist die Zahl 11 immer wieder etwas ganz Besonderes. Es beginnt jährlich mit der Karnevalszeit am 11.11. um 11:11 Uhr. Es gibt in den Vereinen und Gesellschaften einen Elferrat mit 11 Damen oder 11 Herren, die begeistert mit fröhlichen Menschen die närrische Zeit bis zum Aschermittwoch feiern.

Die Karnevalsgesellschaft Schladern, man höre und staune, feiert in diesem Jahr ihr 111-jähriges Bestehen. Aus den kleinen Anfängen im Jahr 1900 haben es immer wieder Menschen aus unserem Ort verstanden mit den damaligen Möglichkeiten den Einwohnern unseres Dorfes zur Karnevalszeit bei den Veranstaltungen Freude und Frohsinn zu bringen.

Einige Jahre vor der Jahrhundertwende kam ein junger Mann Namens Josef Schopen mit seiner lieben Frau von Kerpen nach Schladern, um hier ein Anstreichergeschäft aufzubauen. Er brachte damals den Bazillus Karneval, geprägt von Freude und Frohsinn, vom Rhein nach Schladern.

Es war für die noch kleine Einwohnerzahl von Schladern mit ca. 150 Menschen etwas ganz Neues.

Ja, das kannte man noch nicht hier an der oberen Sieg. In diesen ersten Jahren im zwanzigsten Jahrhundert war es Josef Schopen, der zur Karnevalszeit mit den Kindern aus Schladem fröhliche, schöne und lustige Umzüge durch den Ort machte. Jedes der Kinder konnte sich nach den damals gegebenen Möglichkeiten verkleiden. Es war für alle ein Heidenspaß.

Er, in einem herrlichen selbst entworfenen Kostüm, den Lazarus in der Hand, zog mit den Kindern durch den Ort. Die Freude war groß, denn es gab für die Kinder, die im Zug mitmachten, Kamellen. So kam es, das jedes Jahr immer mehr Kinder mitmachten bzw. mitmachen durften.

Der Lazarus war eine ca. 2 Meter lange runde Holzstange, an deren Ende bunt bemalte Blechböden und Blechdosen befestigt waren. Durch ein starkes, festes Aufstampfen war er schon von weitem zu hören. Diese jährlichen Umzüge durch den Ort machten den Kindern viel Freude und Spaß.

Dieses Vergnügen, das so fröhlich machte, wollten sich die Väter und Mütter nicht entgehen lassen. Zum Karneval 1904 gab es den ersten Karnevalsball im Saal Baum am Bahnhof in Schladern. Hier befand sich später die Metzgerei Klein. Es war kein allzu großer Saal. Er lag über dem Schlachthaus. Gesang- und Turnverein feierten dort unter Mitwirkung der Feuerwehrkapelle Dattenfeld ihre jährlichen Feste. Für die geringe Einwohnerzahl von Schladern war der kleine Saal ausreichend.

Josef Schopen verstand es durch seine rheinische Fröhlichkeit, zum Karneval noch einen Kappenball zur Freude der Frauen und Männer im Ort zu veranstalten. Sie fanden es prima. Jetzt waren es nicht nur die Kinder, auch die Eltern machten mit.

Mein Opa und meine Oma, die einige Jahre in Köln lebten, machten dort den Karneval begeistert mit. Sie zogen nach Schladern und fanden hier die schönen, lustigen Karnevalsveranstaltungen prima.

Aber wie es nun mal im Leben ist, mit Beginn des ersten Weltkrieges 1914 war dann alle Freude und Fröhlichkeit zu Ende. Viele junge Männer, die die glücklichen und herrlichen Stunden des Karnevals miterlebt hatten, waren in einem grausamen und brutalen Krieg gefallen. Am Kriegerdenkmal auf dem Friedhof kann man ihre Namen lesen. m Jahre 1913 begann Wilhelm Höffer, Kaufmann, hier im Ort mit dem Bau eines großen Saales, der an die Gaststätte angebaut wurde.

Im November 1918 war dann der Krieg nach vier langen, schweren und blutigen Jahren zu Ende.

Welch ein trauriges Leben begann für die Menschen in Deutschland. Hunger, Not, Leid und keine Arbeit für sie. Ja, wir hatten den Krieg verloren. In solch schweren Zeiten hatten die Menschen, die vor dem Krieg so fröhlich und lustig Karneval gefeiert hatten, nur noch Angst und große Sorgen.

Im Jahr 1922 waren es zwei Herren in Schladern, Herr Van der Heuvel und Herr Fastenroth, die den Versuch machten, mit einigen jungen Schladernern Theater zu spielen. In dem neu gebauten Saal gab es eine schöne, große Bühne. Über Jahre gab es lustige Theaterstücke. Man fand so langsam zurück ins Leben, das nicht nur aus Leid und Trauer bestand. Es kam das Jahr 1925. Eine Anzahl junger Männer, die zwar nur um die Jahrhundertwende den Kinderkarneval mit dem alten Schopen erlebt hatten, wollten einen Neubeginn vom Karneval in Schladern".

Ich möchte einmal die Namen nennen, die den Mut hatten, nach all den schweren Zeiten des Krieges und der Nachkriegszeit Karneval zu feiern: Heinrich und Robert Schmidt, Albert und Clemens Höffer, Otto Fuchs, Wilhelm Lenz, Peter Becker, Ernst Moritz, Wilhelm Vogel, Ferdi Fredebeil, Hubert Kaesberg, Hans Müller, Werner Lipp, Eduard Flach, Rudi Hundhausen, Walter Abrech und Robert Spangenberg.

In dieser stolzen, jungen Truppe von Karnevalsfreunden gab es einen, der wegen seines köstlichen, herzerfrischenden Humors und seiner Redegewandheit zum Präsidenten gewählt wurde: Heinrich Schmidt, der Vater von Hermann Schmidt. Von nun an gab es richtige Karnevalssitzungen. Herrliche Reden von Wilhelm Lenz (Et Spönchen"), Peter Becker (Da wurde es helle") und Robert Schmidt, der seine Reden aus Köln mitbrachte.

Über allen der Präsident Heinrich Schmidt, der mit seinen gut überlegten, fröhlichen und gekonnt gewählten Worten eine Sitzung perfekt leitete. Die Begeisterung für den Karneval in Schladern wurde wieder größer.

Ein schwerer Wermutstropfen lag aber über allem, die wirtschaftliche Lage war mehr als eine Katastrophe, es gab über 5 Millionen Arbeitslose und eine Inflation - kaum vorstellbar mit Geldscheinen von Millionen und Billionen.

1929 war das Jahr der größten Finanzkrise der Welt. Man hatte eine Idee in der Karnevalsgesellschaft und wollte - wie in Köln und anderen Städten einen Prinzen. Karneval 1930 war Clemens Höffer, der Bäckermeister im Ort, der erste Prinz: seine Tollität "Clemens der 1.". Ein Jahr später war es Otto Fuchs, Vater von Heinz Helmut Fuchs. Nun merkte man aber, dass dies doch etliche Nummern zu groß für den Karnevalsverein in Schladem war.

Wie mir Ernst Moritz erzählte, er war Schneidermeister, hatte man sich etwas Anderes und Schöneres einfallen lassen. Alle Tische im Saal hatte man umgebaut in schöne, bunte Lauben, in denen dann die Gäste saßen. Ein Herold brachte die Saalpost zu der Dame, mit der man tanzen wollte, der Kapelle konnte man auf gleiche Weise mitteilen, was gespielt werden sollte.

Dies war in den Karnevalstagen 1932. Im Januar 1933 gab es dann wieder etwas Entscheidendes in Deutschland: Adolf Hitler kam an die Macht. Dies hatte für unseren dörflichen Karneval keine Bedeutung. Ohne politischen Einfluss feierte man Jahr für Jahr hier in unserem kleinen Ort den Karneval.

Am Kamevalssonntag zogen originelle Karnevalszüge durch unseren Ort. Herrliche alte Bilder zeugen davon, wer da alles mitgemacht hat. In der damals für uns zuständigen Zeitung aus Waldbröl, dem Oberbergischen Boten, konnte man sie sehen.

Präsident Heinrich Schmidt war es, der auf Grund sehr guter Beziehungen in den Jahren 1936, 1937 und 1938 jeweils zu den Karnevalssitzungen die bekannte Kapelle Hermann Schmidt mit zwölf Musikern vom Kölner Rundfunk nach Schladern holte.

Dies waren für alle Karnevalsfreunde in Schladern einmalige, wunderschöne und glückliche Karnevalstage in Höffers Saal. Als wäre es eine Vorahnung gewesen, war die Karnevalszeit 1939 mit all ihrem Frohsinn besonders schön. Dies sollte der letzte Karneval vor dem am 1. September 1939
beginnenden zweiten Weltkrieg gewesen sein.

 

Für viele junge Schladerner Männer blieb nur noch die Erinnerung an sorglose Fernab von ihrer Heimat haben einige in einem grausamen Krieg ihr Leben gelassen. Nach sechs langen, mit Tod und Leid verbrachten Jahren, ging im Mai 1945 dieser Krieg zu Ende. Wie sahen unsere Heimat, unser Deutschland und Europa aus! Städte und Dörfer lagen in Schutt und Asche. Hunger und Kälte ließ die Menschen verzweifeln. Jeder versuchte, lieb und wert gewordene Andenken gegen etwas Essbares zu tauschen.

Es war im Herbst 1946, als eine Versammlung in Höffers Sälchen stattfand. Alte Karnevalsfreunde von früher und junge Männer aus unserem Ort redeten über einen neuen Karnevalsanfang, hier an altbekannter und traditionsreicher Stätte.

Es war sehr schwer das alles wieder zu organisieren. Es gab praktisch gar nichts. Wenn man irgendetwas haben wollte, so musste man maggeln". Das war das Wort, um etwas zu bekommen, was es so nicht gab. Z. B. eine Kapelle zu engagieren für die Karnevalstage, die aber nur zusagte, wenn sie etwas zu Essen bekam. Bei einigen Bauern in Schladern und Mauel wurde das Essen organisiert.

Für die erste Sitzung im Februar 1947 gab es sehr viel Arbeit. Es musste ein Programm auf die Beine gestellt werden. Einige, die schon vor dem Krieg Vorträge in der Bütt gehalten hatten, waren Wilhelm Lenz, Peter Becker, Werner Lipp und Margret Höffer. Neu dazu kamen Wilhelm Klüser, Konrad Walter, Hermann- Josef Becker (der erste Herold nach dem Krieg) und Heinz Setzer.

Hans und Albert Becker banden meterlange Tannengirlanden, die nach dem Aufhängen mit rot-weißen Bändern richtige Karnevalsstimmung bringen sollten.

Sonntag, der 09. Februar 1947, 20.11 Uhr: Beginn der ersten Sitzung nach dem Krieg. Der Saal war rappelvoll, Einmarsch des Elferrates mit dem Ersatz Präsidenten Otto Fuchs, der dieses Amt für 2 Jahre bekleidete. Heinrich Schmidt war noch in Gefangenschaft in Jugoslawien. Jeder im Elferrat war so gut wie möglich karnevalistisch angezogen. Eine Elferratsmütze hatte jeder auf, sei es aus rot-
weißem Papier zusammengeklebt, andere hatten in Schränken noch alte Mützen gefunden. Aus Opperzau kam die Kapelle Schröder. Mit Beginn der Sitzung war eine Bombenstimmung im Saal. Da es ja noch nichts Alkoholhaltiges zu Trinken gab, kam fast jeder zweite mit einer Aktentasche, in der sich mehrere Flaschen mit Schnaps befanden.

Diese wurde in mühevoller Arbeit aus Zuckerrüben, Pflaumen, Korn, Apfeln und Kartoffeln hergestellt. All das hatte eine durchschlagende Wirkung: an beiden Sitzungen Sonntag und Montag war grenzenlose Stimmung. Es wurde getanzt bis in die frühen Morgenstunden. Alle waren wie eine große Familie, jeder lag sich mit jedem im Arm. War das eine Freude, auch nach den Karnevalstagen. Alle, die mit dabei waren, sagten: „Das habt ihr prima gemacht!".

Wilhelm Klüser, Konrad Walter, Franz-Josef Hundhausen, Hermann-Josef Becker und Heinz Setzer, waren zum ersten Mal dabei.

Die Freude am Karneval fand auch bei drei jungen Männern großes Interesse: Josef Kaesberg, Hans-Josef Nass und Heinz Hundhausen waren bei der ersten Sitzung 1948 unter dem Namen "Die drei frohen Sänger zum ersten Mal auf der Bühne.

Nun gab es eine schöne Mischung aus Büttenreden und Karnevalsliedern. Die neuen Karnevalslieder aus Köln wurden auf der Bühne gesungen, Sag ens Bloodwoosch", "Mir sin die Eingeborenen aus Trizonesien, Im Winter, do schneit et".


Interessantes und Geschehenes aus Schladern wurde in Worte und Melodien verpackt. Kathrinchen Kaesberg half den Dreien als Ideengeber.

Präsident Otto Fuchs marschierte zur ersten Sitzung 1948 mit einem etwas besser gekleideten Elferrat in den geschmückten Saal ein. Selbst gebrannte Schnäpse, die zur guten Stimmung beitrugen, gab es immer noch. Zum Karneval 1948 hatten wir zwei Kapellen, eine spielte unten im Saal, die andere, es waren die Gierzhagener-Waldfest Bläser, auf der Empore fünf Meter hoch über dem Saal Toll, nach den Sitzungen wurde das Tanzbein geschwungen. Hörte die eine Kapelle auf zu spielen, fing die andere an. Es ging durch bis in die frühen Morgenstunden. Man hatte ja durch den langen Krieg noch viel nachzuholen. Im Juni 1948 gab es die Währungsreform, die Reichsmark wurde von der D-Mark abgelöst. Jetzt wurde alles besser. Was man nur vom Hören und Sagen kannte, konnte man jetzt wieder kaufen.

Heinrich Schmidt kam im Herbst 1948 aus der Gefangenschaft in Jugoslawien wieder nach Hause. Zur ersten Sitzung im Januar 1949 übernahm er wieder das Ruder auf dem Narrenschiff

Erstmalig gab es am Veilchendienstag wieder einen Maskenball Junge, Junge, wie hatte man sich in selbst genähten, tollen Kostümen und gruseligen Masken in ein anderes "Ich" verwandelt.

Später, nach zwei Jahren, wurde der Maskenball auf den Rosenmontag verlegt. Schön, jetzt fanden auch junge Leute den Spaß am Karneval. Hans Reif, Rolf Steckelbach, Günter Wick, Willi Koblenz, dazu Margret Höffer und Wilhelm Lenz, die mit ihren Vorträgen und Zwiegesprächen für viel Freude und Stimmung bei den Sitzungen sorgten.

Wie der alte Schopen mit dem Kinderkarneval um die Jahrhundertwende hier begann, ging es jetzt 1950 mit den Kindern wieder los. Mit dem Herold voraus, echter Karnevalsmusik von Georg und Walter Schneider, dem Elferrat und die vielen, vielen Kindern zog man durch die Straßen von Schladern. Herrlich, wenn man die Bilder der Kinder sieht, heute sind sie schon Opa und Oma. Zum Abschluss gab es für jedes Kind eine große Tüte Kamellen und eine dicke Apfelsine.

Ab 1955 gab es dann jedes Jahr den Kinderkarneval in Höffers Saal. Von überall kamen die Kinder auch aus den Nachbarorten.

Mit viel Erfolg wurden jetzt die Karnevalszeiten mit Sitzungen, Tanz und Maskenball gefeiert. Am Rosenmontag wurden die Kinder in den Schulen besucht, es gab ja noch eine katholische und evangelische Volksschule, sowie die Mädchen in der Berufsschule, heute ist das der Kindergarten.

Anfang der 50-er Jahre wurde aus der Gaststätte Höffer das Hotel Bergischer Hof", um so im Sommer mehr Feriengäste nach Schladern zu holen. Der damalige Pächter war Herr Kaiser, der zehn Jahre lang mit der KG ein gutes Verhältnis hatte. Er starb plötzlich. Um allen Freunden für ihre Mitarbeit in der Gesellschaft Dank zu sagen, machten wir über viele Jahre im Sommer mit dem Bus der Firma Molly aus Au Ausflüge. Die erste Tour ging nach Niederhausen. Dort hatten wir auf Wunsch einiger Herren aus Pracht eine Sitzung gemacht. Sie waren begeistert und gründeten auch eine Karnevalsgesellschaft. Bei Kaffee und Kuchen erlebten alle einen wunderschönen Nachmittag. Ich habe es noch gut in Erinnerung, Werner Lipp der immer etwas Besonderes machte, kam in den Saal marschiert und brachte an einem Strick zwei Ziegen mit. Die waren darüber sehr erschreckt und ließen jede Menge Ziegenbohnen in den Saal fallen.

Im nächsten Jahr ging die Fahrt zur Kaltbachmühle. Wilhelm Lenz hatte sechs große Bleche mit Streusel- und Apfelkuchen gebacken. Es war ein herrlicher Nachmittag. Ja, man merkte es, die Zeiten wurden besser. Die nächste Fahrt ging zur Thalhauser Mühle. Zum ersten Mal hatte der Kassierer für den Abend ein schönes Essen bestellt. Bruno und Manfred Althoff aus Windeck sorgten für gute Musik zum Tanzen. In all den folgenden Jahren gab es sehr gut besuchte Karnevalssitzungen und Maskenbälle.

Am Karnevalssonntag sollte mal etwas Besonderes passieren. Ein Fußballspiel auf dem Sportplatz. Ca. 20 junge Männer und Frauen, kohlrabenschwarz geschminkt, Trikots und Fußballschuhe an, ließen sich nach Wilberhofen fahren und kamen mit dem Zug um 14:00 Uhr nach Schladern gefahren. Sie wurden herzlich in ihrer Landessprache vom Präsidenten begrüßt. Eine riesige Schar Zuschauer, die Mannschaft aus Afrika und die Spieler vom Elferrat machten sich auf den Weg zum Sportplatz. Ernst Moritz und Hans Sirch waren die Schiedsrichter. Viele Spielregeln wurden außer Acht gelassen, das gab viel Begeisterung und Spaß. Dies wurde einige Jahre später noch mal wiederholt. Es gibt schöne Bilder von diesen Spielen.

Um unsere Sitzungen noch etwas spritziger und attraktiver zu machen, fanden sich sechs junge Damen zur ersten Tanzgruppe der KG. Die Tänze wurden einstudiert von Frau Philipps.

So allmählich gab es jetzt einen Generationswechsel. Einige Alte verließen das närrische Schiff und junge Männer aus Schladern nahmen deren Platz ein. Auf der zweiten Sitzung 1958 wurde ich, der Schreiber dieser Chronik, von Otto Fuchs und Heinrich Schmidt, in das Präsidentenamt eingeführt. Ich war stolz und meine Mutter hat es noch miterlebt, sie saß mit im Saal.

In Schöneck wurde Mitte der 50er Jahre ein Müttererholungs- heim eingerichtet. Dort haben wir jeweils zur Karnevalszeit Sitzungen im großen Speisesaal veranstaltet. Dies war immer sehr toll mit so vielen Frauen.

Schwierigkeiten um ein Sitzungsprogramm hatten wir damals nicht. Es gab immer wieder junge Männer, die es versuchten mit einem Vortrag in die Bütt zu gehen, mal mit sehr gutem, mal mit weniger gutem Erfolg. Die Begeisterung für unsere Sitzungen wurde immer größer. Um Karten zu erhalten, standen die Leute schon eine Stunde vor Verkaufsbeginn in der Wirtschaft. Die schicke neue Tanzgruppe brauchte Platz für ihre Gardetänze. Nun musste die Bühne wesentlich vergrößert werden.

Eine tolle Idee wurde 1958 in die Tat umgesetzt: ein Karnevalszug. Mit vier schönen und herrlichen Motiven gebauten Wagen startete der erste Zug. Aufstellung war am Bahnhof, der Weg führte durch die Straßen von Schladern bis nach Mauel zum Willmeroth's Willy. Viele, viele Menschen standen an den Straßen und immer der eine Ruf „Kamelle, Kamelle".

Jedes Jahr bis 1964 machten wir die Karnevalszüge. Immer mehr wollten mit auf die Wagen um dabei zu sein. Tolle Ideen wurden beim Wagenbau verwirklicht. Es gab über 20 Wagen. Der Zug wurde nun länger und länger: Schladern, Mauel, Lindenpütz, Rosbach. Vorm Bürgermeisteramt empfing uns Gemeindedirektor Erich Krämer mit einem großen Korb voll guter Flaschen für die Wegstrecke. Weiter ging die Fahrt nach Windeck, Dattenfeld vorm Berg, Dattenfeld und zurück nach Schladern. Die Karnevalszüge wären nicht möglich gewesen, hätten wir nicht von der Firma Elmores das Material, Latten und Wellpappe bekommen. Durch Fürsprache von Herbert Röhrig war dies alles möglich!

Um den Wagen die karnevalistische Farbe zu geben, bekamen wir viel Farbe von Hubert und Josef Kaesberg und Josef Hundhausen. Die Karnevalszüge haben unendlich viel bewirkt. Der Bazillus „Karneval" steckte viele junge Menschen an Wilhelm Lenz, der Mann mit den Vorträgen: „Der hat bestimmt en Hau mit der Pann", hatte gut vorgesorgt, seine Söhne Herbert und Walter als gute Büttenredner standen nun jedes Jahr mit brillanten Vorträgen in der Bütt.

Der Bruder Günter fand zum dritten Fernsehprogramm. Eine tolle Truppe, die Geschichten aus dem Windecker Ländchen und der Politik in ihrem Programm hatten, jedes Mal toll vorgetragen von Annedore Baldus, Gabi Bredenbrock, Gabriele Becker/Bartsch und Ulrich Krämer. Hans Reif gründete eine neue Gesangsgruppe, 6 junge Männer mit guten Stimmen genannt": Die „Fidelius" brachten über viele Jahre Geschehenes und Passiertes aus dem Ländchen auf die Bühne.

1964 wurden zwei echte Kölsche nach Schladen verschlagen. Der Karneval hier war für sie genau das Richtige, Emmy und Josef Dorff. Eine neue weitere Tanzgruppe: „Das Hofballett" wurde von Frau Dorff in kürzester Zeit auf die Bühne gebracht. Dies war ein besonderer Anreiz für viele junge Mädchen und einige Jungen in schicken, eleganten Kostümen auf der Bühne zu stehen um zu tanzen und die Menschen mit den Auftritten zu begeistern. Es kamen viele aus den Orten rund um Schladern, die mit viel Freude und Schwung in den einzelnen Tanzgruppen mitmachten.

Seit einigen Jahren haben die Gruppen einen neuen Namen, Knubbel I und Knubbel II". Um mit der Zeit zu gehen, gibt es bei der KG auch Show-Tanzgruppen. Zuerst waren es die Copacabana Girls" in wunderschönen südamerikanischen Kostümen. Etwas später waren es die Carambas", eine tolle Gruppe spritziger, eleganter junger Damen. Jedes Jahr kommen sie in neuen schönen Kostümen.

Dazu kam noch eine junge Tanzgruppe: „Die Flash Lights". Sie alle hatten während der Session viele, viele Auftritte hier in Schladern, bei der KG Dattenfeld, in Altwindeck, Niederhausen, in den Schulen, Kindergärten und Altenheimen und in vielen Orten im Rhein-Sieg-Kreis.

Hermann Josef Steckelbach aus Altwindeck hat von allen Maß genommen, es wurde genäht, anprobiert und schon gab es einen neuen Elferrat. Endlich!!!

So vergingen wieder schöne Karnevalszeiten mit vollen Sälen und einem guten Programm. Es verband uns auch eine gute Freundschaft mit den Auftretenden der Däller Knallköppe". Jeder mit der Gabe ausgezeichnet, die Menschen mum Lachen zu bringen, standen sie auf der Bühne und in der Ja, jetzt mal die Namen: Johannes Salz, Anneliese Müller, Rudi Bitt Salz und Rolf Steckelbach als Tünnes und Schäl, Harry Holschbach und die (Botze) Andreas Lutz.

Da sich die Zeiten finanziell für alle Menschen gebessert hatten, wurden unsere sommerlichen Fahrten der KG auch größer und weiter. Zwei vollbesetzte Busse starteten an einem Sonntagmorgen nach Koblenz. Es folgte eine wunderschöne Schifffahrt auf der Stolzenfels". In St. Goarshausen ging es an Land und mit Bussen hinauf zur Loreley.

Den Nachmittag und Abend verbrachten wir bei einem Weinfest unten im Ort. Es war ein Tag mit vielen Erlebnissen.

Ein paar Jahre später fuhren wir mit einem schönen Schiff von Königswinter nach Boppard, um Rhein in Flammen" zu erleben. Es gab herrliche Feuerwerke von den Bergen bis zu den Orten am Rhein. Bei einer anderen Fahrt fuhren wir nach Brohl am Rhein und mit einer Kleinbahn in die Eifel. Albert Becker und Josef Dorff hatten diese Fahrt arrangiert.

Mit Anfang der 70-er Jahre fing es an. Wir konnten neue Freunde hier auf der Bühne begrüßen: die Ehrengarde der Stadt Köln. Der Kommandant der Reiterstaffel heiratete ein Schladerner Mädchen. Schon ein Jahr später zur ersten Sitzung 1972 stand das ganze Corps hier auf der Bühne. Ich erinnere mich noch gut daran, jeder wollte mit dabei sein, um eine Gesellschaft mitzuerleben, die man schon durchs Fernesehen kannte. Der Saal und das Sälchen mit 315 begeisterten Karnevalsjecken waren bis zum letzten Platz besetzt.

Zur Sommerzeit hatten wir das ganze Corps mit ihren Frauen zu einem Wandertag im Windecker Ländchen eingeladen.

Bei strahlendem Sonnenschein ging es zur Burg, weiter nach Hönrath und zur Mittagszeit waren wir in Kölschbach. Auf einer schönen Wiese saßen um die 100 Mann und stärkten sich mit Würstchen, Koteletts, einem kühlen Kölsch und edlen Schnäpsen.

Was allen, die mit dabei waren, noch im Gedächtnis ist, Josef Kaesberg und Hans Reif machten sich an die Arbeit, die Bänke, Gläser und die Reste in einen VW-Bus einzuladen. Auf einem Tisch stand ein Eimer Senf noch halbvoll. Günter Gerlach glaubte einen tollen Scherz zu machen und schüttete dem Josef den ganzen Eimer mit dem Rest Mostert über den Kopf. Wie sah der liebe Josef aus, Bilder zeigen es. Mit einer mörderischen Wut fuhr er zurück nach Schladern.

Wir alle wanderten durchs Elisenthal, Altwindeck, zurück in den Bergischen Hof. Dort hatte Wolfgang Bredenbrock ein gutes Essen vorbereitet. Ein schöner, fröhlicher Tag ging für fast alle zu Ende.

Aber da kam Josef Kaesberg mit einem gewaltigen Zorn im Bauch, er hatte in seiner Anstreicherwerkstatt einen großen Eimer von bunten glitzernden Farben angerührt. Wie ein Blitz schoss er mit dem Eimer in den Saal. Er wusste wo Günter Gerlach saß, der war aber in Windeseile weg von seinem Platz.

Albert Höffer, ehemaliges Elferratsmitglied, traf die volle Ladung Farbe. Oh, wie sah er aus!! Drei schicke Sommermäntel der Damen von Köln bekamen ein neues Farbdekor. In den folgenden Jahren war die Ehrengarde noch öfters zu den Auftritten und Wandern hier in Schladern.

1973 lernten wir Rolf Bürgel kennen, er war der Kommandant der Rheinmatrosen der Großen Mülheimer Karnevals- gesellschaft. 1974 standen die flotten Jungen mit ihren Kajüttenmariechen hier bei uns auf der Bühne, sie kommen bis heute jedes Jahr hier nach Schladern.

Durch Günter Schenk und Hermann Josef Becker bekamen Kontakt mit den Funken Blau-Weiß Siegburg. Von 1975 an wares für die KG immer eine große Freude, das perfekt wirkende fanacorps mit großem Gefolge auf der Bühne zu begrüßen. Es entstand eine große Freundschaft. Wir fuhren nach Köln und Siegburg zu den Herrensitzungen. Für die KG war es eine große Ehre mehrere Male mit den Rheinmatrosen die Fronleichnamsprozession mit einem Schiff auf dem Rhein zu erleben.

Es hatte sich wohl rund gesprochen hier nach Schladern zu kommen, um bei Sitzungen und sommerlichen Wanderungen dabei zu sein. Über einige Male war es die Karnevalsgesellschaft Grün Gold Efferen". Tanzgruppen aus Alzenbach und Eitorf. sowie die spritzigen Herren von Hennef.

Seit dem Karneval 1970 haben wir alle zwei Jahre einen gemütlichen Nachmittag für unsere älteren Mitbürger aus Schladern, Mauel und Altwindeck, bei Kaffee und Kuchen mit einem schönen Sitzungsprogramm im Bergischen Hof veranstaltet.

Sehr stolz war die KG, als Wolfgang Bredenbrock 1985 den Saal von Grund auf renovierte, mit neuen breiten Tischen und bequemen Stühlen. Jetzt war der Saal ein Schmuckstück! Nach vielen, vielen Jahren schafften es einige damals noch junge Frauen der KG den Weiberkarneval (sprich Mädchensitzung) auf die Beine zu stellen. Jedes Jahr gab eine hervorragende Sitzung mit eigenen Kräften, dazu Tanzgruppen der KGS von Dattenfeld und Dreisel. Sie beginnt mit Kaffee und Kuchen.

Erstmalig trat der Damenelferrat mit schicken Kostümen auf. Bis heute gibt es vier Präsidentinnen: Annedore Baldus, Uschi Prediger, Edeltraud Mirza und Ulrike Pickruhn-Brand.

1987 war es dann soweit, nach 30 Jahren als Präsident der KG und 60 Jahre alt, übergab ich bei der ersten Sitzung mein Amt an Michael Becker.

Jetzt verließen mit mir einige auch älter gewordene Elfer- ratsmitglieder das närrische Schiff. Das 90- und 100-jährige Bestehen der KG wurde gebührend gefeiert. Als besondere Gäste standen hier auf der Bühne: "Der Bergische Bote" (Ferdi Huik),Der Mann von der blauen Partei" (Toni Gellert) sowie Die Luftflotte von Köln".

Mit einem großen Aufgebot nahm die KG jedes Jahr am Karnevalszug Veilchen-Dienstag in Dattenfeld teil. Wir mussten den Kinderkarneval von Dienstag auf Samstag verlegen. Auch jetzt kamen viele, viele Kinder in schönen Kostümen und Masken in den Bergischen Hof. Nach einigen Jahren mussten wir mit Bedauern feststellen, der Karneval stand vor einer Wende, auch bei uns in Schladern."

Wie stand es früher nach den Karnevalssitzungen in den Zeitungen? Mit den eigenen Kräften gab es wieder eine tolle Stimmung und viel Freude." Die Alten, die viele Jahre auf der Bühne und in der Bütt standen, hörten auf. Heute gib es nur noch die Drei frohen Sänger" und die Tanzgruppen. Es gab einige, die es versuchten, aber schnell wieder aufhörten.

Im Bergischen Hof gibt es nur noch eine Sitzung. Es wurde aber etwas Neues, die Stimmungssitzung in der Turnhalle eingeführt. Das richtige für die vielen jungen Leute. Auch für Michael Becker vergingen die Jahre. Als Präsident stand er 20 Jahre an der Spitze der KG. Er hat mit seinem Einsatz viel für den Karneval in Schladern getan. Danke Michael!!

Leider ist der traditionelle Maskenball am Rosenmontag weggefallen. 40 Jahre lang haben sich die Menschen gefreut und verkleidet, um für ein paar Stunden ein anderer Mensch zu sein. Der Saal war immer rappelvoll und es war eine tolle Stimmung. Die jungen Menschen hatten dazu keine Lust.

Ja, nun kam die Zeit für einen neuen Präsidenten. Bernd Voss aus Dreisel wurde ausgewählt. Reden kann er sehr gut und muss nun beweisen, über einige Jahrzehnte das närrische Schiff der KG Schladern zu führen. Begonnen habe ich mit dem Jahr 1900 und ich hoffe und wünsche, es geht noch weit über das Jahr 2011 hinaus.

Einen ganz herzlichen Dank möchte ich allen sagen, die über die vielen Jahre der KG geholfen haben, dass sie zu dem wurde, was sie heute ist.

Ein paar Namen, die nicht genannt wurden, aber viel getan haber: Willi Schröder, Eberhard Schröder, Helmut Schroeder, Rainer Fuchs und Uli Welbers.

Junge Damen, die sich jetzt um die Tanzgruppen bemühen und ihnen das beibringen, was den Menschen gefällt: Dagmar Auerbach, Susan Gildner, Melanie Welbers, Miriam Kölschbach und Jessica Sauerwein.

Nicht zu vergessen ist unser erster Vorsitzender Rolf Schmidt, der über 25 Jahre die jeweiligen Karnevalsorden entworfen und angefertigt hat. Zuerst waren es noch viele emsige Frauen, die die Orden bemalt haben, seit Jahren macht er alles alleine.

Die Vereinsgeschichte der KG ist nun geschrieben. Die KG braucht viele helfende Hände, um jedes Jahr den Humor, die Freude und den Frohsinn unter das närrische Volk zu bringen.

Tschüss und Alaaf sagt
Heinz Setzer, der alte Präsident

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